(Welser Kolumne #7, erschienen in den OÖ Nachrichten am 26.8.21)
Wels ist Einkaufsstadt, Messestadt, aber auch: Stadt der Autos. In Zeiten, in denen man oft statt der Autos andere Fortbewegungsmittel forciert, ist das doch etwas Besonderes. Nun fragt man sich, ob man etwas dafür oder dagegen machen sollte. Die Frage polarisiert. Manche behaupten, dass schon jetzt viel gegen den Verkehr unternommen wird. So besteht ja ein hinterhältiges System aus Einbahnen und Pop-up-Baustellen, das den Leuten das Autofahren austreiben soll. Allein, es scheint nicht zu funktionieren. Natürlich gäbe es auch andere Anreize, um das Auto verzichtbarer zu machen. Diese kommen aber hier nicht zum Einsatz. Öffiausbau, Fahrradschnellstraßen, verkehrsberuhigte Zonen … all das sind scheinbar Dinge, die zu exotisch sind, um sie dieser Stadt zuzumuten, selbst wenn viele sie sich wünschten. Stattdessen höre ich immer wieder von sagenumwobenen Verkehrsexperten, die vor Jahrhunderten belegt haben, dass all dies hier nie wirksam sein könnte.
Schon allein Zebrastreifen finden sich nicht an allen Kreuzungen, vielleicht weil nach der Bepinselung des breiten Übergangs bei der Bäckergasse keine Farbe mehr übrig war.
Jede Einschränkung des Autos scheint eine Kränkung zu sein. Manche Orte in der Stadt sind praktisch unerreichbar, denn: „Da find’ i jo kan Paakplotz!“ Ein Ausruf, in dem laut die große Ungerechtigkeit des Universums anklingt.
Wer kein Auto hat, gilt fast als Kuriosum. Mir wurde von Menschen erzählt, die sich als K1-Personen am Telefon erst einmal rechtfertigen mussten, warum sie denn bitte nicht in die Teststraße fahren könnten. Das ist ungefähr so, als würde man einen grünen Pass in Papierform haben wollen! Eine unfassbare Vorstellung. Zu-Fuß-Gehen – so einen Quatsch macht man doch nur am Laufband im Fitnessstudio. Warum man in der Fuzo nicht noch irgendwo Parkplätze eingebaut hat, ist mir rätselhaft. Der ganze schöne Freiraum wird nun sinnlos durch Kaffeetischchen und Menschen verschwendet. Dabei ist doch erwiesen, dass es anderswo auch ging: Am Stadtplatz wurden ja sogar breitere Parkplätze geplant, damit die Vorstadt-Panzer in die Shopping-Schlacht ziehen können. Was Sinn macht, weil dort vieles verkauft wird, was schwer transportierbar ist – Eisbecher zum Beispiel.
Außerdem sind Fußgänger ja bescheiden. Sie brauchen nicht viel Platz. Sie teilen sich gern die Gehsteige mit Radfahrern, wobei die beiden Spuren nicht breiter sein müssen als der weiße Streifen, der sie trennt. Aber wahrscheinlich braucht man die Gehsteige ohnehin eher, um sich die nächtlichen Straßenrennen anzusehen.
Nun werden Sie vielleicht denken, ich würde das Auto beleidigen. Mitnichten. Ich weiß, dass es manchmal gebraucht wird. Doch Alternativen würden nicht schaden. Aber etwas am Auto muss magisch sein. Sonst würden wir ihm nicht so viel unterordnen.
Aber vielleicht wollen Sie ohnehin lieber mit mir Fahrrad fahren? Schreiben Sie mir bitte, unter: wels@stefanabermann.org.